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Die Polizei, dein Freund und Helfer?

Man, was für Tage sind vergangen. Jeder Zahnarzt ist für mich ein Masochist. Anders kann ich es mir nicht vorstellen, dass jene Ärzte und Assistentinen diesen Job lieben. Diesen Job, wo sie tagtäglich in irgendwelchen Mündern herumstochern, Zähne spalten, Löcher bohren und Löcher kitten. Naja, egal. Ich habs fast hinter mir. In zwei Wochen noch einmal hin und dann mache ich drei Kreuze. Szenenwechsel: 16.00h und auf dem Weg ausm Einkaufszentrum zum Auto. Irgendwo fiept es wie verrückt. Ich schaue mich um, auf den ersten Blick nix zu sehen. Dann wandert der Blick zu einem in der Mitte des Europaplatzes stehenden knapp 6-7 Meter hohen Baumes und auf die kleinen Bodenbüsche davor. Hockt da ein aus dem Nest gefallenes Elster-Kücken. Naja, Kücken war es schon nicht mehr, eher ungefähr sechs Wochen alt. Aber halt aus dem Nest gehüpft und konnte noch nicht fliegen. Die Büsche haben wohl den fiesen Fall glücklicherweise sehr gut abgefedert. Nun, was soll ich machen? Andere Passanten stehen rum, schmunzeln, diskutieren, keiner hilft. Ich als bekennender Tierfreund eile zum Auto, räume kurz im Kofferraum herum und hole eine alte Pappschachtel hervor. Flugs das Kücken eingesammelt und dann, wohin damit? Eh mich die Elster-Mutter aufm kicker hat. Okay, denke ich mir, die Polizei kann mir sicherlich helfen. Also ab zum Revier und mein Anliegen vorgetragen. Eine vom Dienst gezeichnete, blasse, etwa wie eine schlanke Birne geformte Poliezihauptmeisterin (?, zwei grüne Sterne auf den Klappen) antwortete mir lapidar, ich solle das kleine, veränstigte und leicht verletzte Ding wieder aussetzen und seinem Schicksal überlassen. Ich schaue sie an und sagte, dass könne ich nicht aktzeptieren. Mein Ton wurde schärfer und ich bereitete mich auf eine Diskussion über Sinn und Unsinn des Helfens gegenüber Tieren. Ihre Augen hinter der unmodischen Stahlgestellbrille wurden erst gross und dann kniffen sie zusammen. Es schien, als hätte ihr Gehirn endlich gemerkt, vor ihr steht einer, der meint es ernst. Im letzten Augenblick bekam sie die Kurve und nannte mir einen Tierarzt in unmittelbarer Nähe des Reviers, der mir sicherlich weiterhelfen könne. Tatsächlich zeigte sie mir noch den Weg auf der Landkarte von 1982, welche rechts neben dem Tresen an einer pastelgrün gestrichenen Wand hing. Und man sah der Karte die Jahre an. Ich mit dem fiependen Kücken ab zum Tierazt. Freundliche und hilfsbereite Helfer vor Ort. Sie wollten das Kücken auch nicht nehmen, bzw. hatten keine Räumlichkeiten für solche Schicksale. Glücklicherweise konnte mir eine Sprechstundenhilfe von einem ihr ähnlich passierten Fall erzählen und rief bei dem betreffenden Tierarzt an. Ein Vogelspeziallist wie sich herausstellte. "Kein Problem", hies es, "kommen sie gleich vorbei. Wir bereiten schon mal alles vor." Also noch die 432 Richtung Bad Segeberg raus, bis Abzweigung Kaltenkirchen und das Schicksal abgeliefert. Gleich drei Angestellte der Praxis nahmen sich der Elster an. Alle waren happy, ich auch und ich weiss, es geht ihm gut. Nächste Woche werde ich einmal vorbei schauen und ein Foto schiessen, bevor es in die Auswilderungsstation kommt. Einen Blumenstrauss und eine kleine Spende werde ich dann auch mitbringen, solche Hilfsbereitschaft ist in diesem kaputten Land leider fast nicht mehr anzutreffen. Und der Polizistin schicke ich eine 10er Karte für die Sonnenbank.

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