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Guten Tag, Steuerfahndung!

rauschte es laut über die Bürogänge. Exakt 13.04h klingelte es, die Sekräterin öffnet nichtsahnend die Tür (klar, sonst wäre ja der schöne Überraschungsmoment hin!) und ein Trupp Steuerfahnder stürmt in die Büros. Man hat es durch alle vier Büroräume gehört, dieses Zucken der Nackenmuskulatur, das fallen der Kugelschreiber, hektisch werden Telefonate abgewürgt. Je zwei Beamte an jeder Bürotür, bis denen klar wurde, welche Büros nun den zu deren Opfer gehören. Zum Verständnis: ich habe mein Büro in einer "fast" Bürogemeinschaft. Insgesamt sitzen hier vier Firmen. Eine davon ist mein Vermieter und die anderen beiden hats erwischt. Beide Firmen sind unabhängig voneinander, arbeiten aber oft an diversen Projekten zusammen. Den Kleinen (nennen wir ihn K) hats erwischt und der zog den Grossen (G) mit hinein. Der GF von G wusste gar nicht wie ihm geschah, der der GF von K war nicht anwesend. Im Flur habe ich beim Kaffeeholen nur mitbekommen, dass der K GF wohl angeschwärtzt wurde. Worum es im einzelenen geht, keine Ahnung. Das kommt wohl erst in den nähsten Tagen so langsam ans Licht. Zurück zu den Steuerbeamten: Oh, sie kommen sich ja so gross vor. Finstere Mine, in Gruppen zu zweit, zu dritt verteilen sich sich auf dem viel zu engen Flur. Jede Minute guckt einmal der, einmal die und dann wieder der durch meine Bürotür. Ich lächele dann nett zurück und mache grosse 'Buuh' Augen. Hach, was für ein Spass. Die rechte Wand meines Büros hat zwei grosse Glasscheiben zum Besprechungsraum hin und es hängen keine Gardinen oder sowas davor. Somit kann mich jeder ganz vorn im Flur sehen. Schon mal einen Steuerfahnder verunsichert? Einfach mal hektisch den Schreibtisch aufräumen, zentnerweise Unterlagen vom Tisch und Boden aufheben und woanders hinräumen. Man konnte die Hummeln richtig hören, wie sie da im Steuerfahnders Hintern rumschwirrten. Die ganze Zeit wartete ich, bis endlich mal einer an meiner Tür klopft! Und dann kam der Moment: "tok,tok" "Ja,bitte!" - "Guten Tag, Sie wissen warum wir hier sind?" (ganz ernst, Glatzkopftyp, knapp 20cm kleiner als ich)- "Jo, Steuerfahndung!" (lächelnd) - "Was haben Sie hier für Unterlagen?" - "Hä?" (ungläubig über so viel Kompetenz) - "Ja! Unterlagen...." - "Ich habe mit Ihren Kunden nix geschäftliches zu tun." - "Aha? Und was machen Sie hier?" - "Arbeiten." - "...." - "Ich bin selbstständig. Das ist meine Firma." - "Aber Sie stehen draussen nicht dran?!" - "Das ist richtig. Aber am Briefkastensteht was." - "Und wie lange sind Sie hier?" - "Seit August diesen Jahres." (immer noch lächeldn und sehend, wie des Beamten anfängliche Arbeitswut verpufft) - "Nun denn, auf wiedersehen." - "Ciao." Um 15.39h sind sie alle wieder verschwunden, nachdem sie Berge von Unterlagen von G und K gesichtet und verpackt haben. Ende vom Lied: - eine total geschockte Sekretärin von G - ein geschockter und verwirrter GF von G - ein etwas mutlos wirkender GF von K (er erreichte das Büro so gegen 14.30h) - eine halb gegessene Pizza von Joeys - eine total vollurinierte Herrentoilette. Vielen Dank an die im Stehen pissenden Herren Steuerfahnder. Ich bin laut fluchend über den Flur gegangen und habe mir die Einsatzleiterin zur Brust genommen und den Herren an den Kopf geworfen, was sie für Ferkel seien. Keine Reaktion, ausser von der einen Kollegin des gesamten Trupps (blond, Anfang 30, nett) - sie nickte lächelnd zustimmend. Das schlimmste: Firma G, erfolgreich, sehr erfolgreich in ihrer Arbeit, ist für den Augenblick total ausgeschaltet. Wie soll man auch arbeiten, wenn null Unterlagen, null Verträge usw. vorhanden sind? Wer weiss, wie lange das dauert. Was für ein Nachmittag.

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